Atishas Koch

Ich war nie der Liebling. Zu laut, zu schnell beleidigt, zu eigen. In Srinigar nannte man mich „der, der den Topf kochen lässt, bis die Nachbarn klopfen“. Als der gelehrte Atiśa mich als Koch mitnahm, dachten viele: „Warum dieser Griesgram?“, ich wusste es selbst nicht.

Ich tat, was ich immer tat: Ich brummte über die Qualität des Reises, knurrte über die Messer, ließ den Tee eine Spur zu bitter ziehen. Wenn er Lob bekam, klimperte ich absichtlich mit den Töpfen. Wenn sie höflich flüsterten, nörgelte ich lauter. Ich war kein Bösewicht, nur ungeschliffen, ein Mensch, der rau atmet.

Auf dem Weg nach Tibet fragten die Schüler, warum ich bleiben dürfe. Er lächelte nur. Ich hörte das und wurde noch stacheliger. Eine Woche später bemerkte ich, dass der Meister jedes Mal, wenn ich schnaubte, weicher wurde, nicht nachgiebig, sondern klar. Sein Blick blieb offen wie ein Fenster im Winter: kalt, frei, wach. Ich war Wind und er ließ wehen.

Eines Abends verbrannte ich das Gemüse. Die Schüler hielten den Atem an. Ich stellte die Schale hin und wartete auf die Predigt. Er hob den Löffel, probierte, und fragte, ob ich heute müde sei. Kein Tadel. Nur Gegenwart. Ich knurrte etwas von „schlechtem Holz“. Er nickte und aß weiter. In mir raschelte etwas, wie Papier, das man glattstreicht.

Später an einem Pass, wo der Atem kurz ist, fiel mir auf: Meine Sticheleien verpufften. Nicht, weil er taub war, sondern durchlässig. Ich merkte, wie ich selbst gegen meine eigenen Kanten rannte. Da begriff ich: Ich war nicht sein Problem. Ich war sein Übungsgerät und ohne mein Rumpeln hätte seine Sanftheit keinen Widerstand gefunden, an dem sie wirklich Kraft gewinnt.

In Lhasa wollte ich heimlich gehen. Ich dachte, ein Lehrer braucht keinen Störenfried. Am Morgen stand er schon an der Tür. „Bleib zum Frühstück“, sagte er, als hätte er die ganze Nacht auf diesen Satz gewartet. Ich blieb. Beim Schneiden des Rettichs schnappte das Messer kurz im Brett ein, dieser kleine Widerstand, der den Schnitt sauber macht. So klang plötzlich mein Leben.

Ich habe nie Predigten gehalten. Ich habe nur gekocht, geschnaubt, getrotzt und damit gezeigt, was Reibung ist. Er hat nie mit mir gekämpft. Er hat mich geschmeckt, so wie ich war, bis ich selbst den Beigeschmack bemerkte. Dann wurde es stiller in mir. Nicht friedlich aus Müdigkeit, sondern weit aus Einsicht.

Wenn du mich fragst, wer der Lehrer war: Er, der mich nicht wegdrückte. Und ich, der blieb. Ohne Wind keine Fahne. Ohne Kante kein Schliff. Ohne Koch kein Geschmack.

(Inspiriert von Chödrön 1994, 83–84)