Historischer und kanonischer Kontext
In den Originalquellen des Pāli-Kanons erscheint Devadatta als Cousin und zugleich Schwager des Buddha. Er wird als Sohn des Fürsten Suppabuddha (eines Onkels mütterlicherseits von Siddhattha Gotama) und dessen Gemahlin Amitā genannt; seine Schwester Bhaddakaccānā soll Prinz Siddhattha geheiratet haben (Devadatta). Nach Buddhas Erleuchtung schloss sich Devadatta dem Orden an: Überliefert ist, dass er zusammen mit anderen jungen Sakya-Adligen – darunter seine Verwandten Ānanda, Anuruddha, Bhagu und Kimbila – sowie dem Barbier Upāli zum Buddha in den Anupiya-Mango-Hain ging und dort die Ordination empfing ( DPPN ). Anfangs wird Devadatta in den Texten als eifriger Mönch beschrieben. So erlangte er der Überlieferung nach bereits in der ersten Regenzeit nach seiner Ordination meditative Kräfte (iddhi) „weltlicher Art“ und genoss hohes Ansehen innerhalb der Sangha (Devadatta). In einer Aufzählung verdienter älterer Mönche soll der Buddha ihn zunächst gelobt haben (Devadatta). Doch schon bald wurden bei Devadatta dunkle Neigungen sichtbar, die sein späteres Handeln prägten (Devadatta). Die Chronologie der Texte legt nahe, dass etwa acht Jahre vor Buddhas Parinibbāna (Tod) Devadattas Ehrgeiz und Neid überhandnahm: Er war nun „gierig nach Gewinn und Ansehen und eifersüchtig auf Buddhas Ruhm“ (Devadatta).
Mehrere kanonische Episoden schildern die zentrale Rolle Devadattas als Widersacher im Leben des Buddha. Devadatta wird dabei als prominentes Mitglied der Sakya-Familie eingeführt, das zunächst gemeinsam mit dem Buddha praktizierte, sich dann aber durch wachsenden Ehrgeiz immer mehr vom Pfad entfernte. Diese Wandlung vom respektierten Ordensmitglied zum Rebell gilt als Ausgangspunkt der konflikthaften Ereignisse, die im Pāli-Kanon über ihn berichtet werden.
Konflikt mit Buddha
Die kanonischen Texte beschreiben intensive Konflikte zwischen Devadatta und dem Buddha. Ausschlaggebend war Devadattas Versuch, die Führung der buddhistischen Gemeinschaft an sich zu reißen. Um seine eigene Stellung zu erhöhen, suchte er die Gunst des jungen Prinzen Ajātasattu von Magadha. Durch eine zur Schau gestellte wundersame Verwandlung beeindruckte er den Prinzen – er erschien magisch in Gestalt eines Kindes mit einer Schlangengirlande auf Ajātasattus Schoß – woraufhin dieser ihm tiefen Respekt entgegenbrachte (Cullavagga, Khandaka 7, Chapter 2) (Cullavagga, Khandaka 7, Chapter 2). Ajātasattu besuchte Devadatta nun jeden Morgen und Abend mit großem Gefolge und ließ ihm täglich reichlich Speisen in goldenen Schüsseln zukommen (Cullavagga, Khandaka 7, Chapter 2). Von dieser königlichen Huldigung geblendet, kam in Devadatta der Gedanke auf: „Ich sollte der Führer der Mönchsgemeinschaft sein!“ (Cullavagga, Khandaka 7, Chapter 2). In dem Moment, als dieser machtgierige Wunsch sein Herz erfüllte, verloschen jedoch prompt seine besonderen Fähigkeiten (Cullavagga, Khandaka 7, Chapter 2).
Daraufhin suchte Devadatta den Buddha auf und schlug ihm offen vor, wegen seines fortgeschrittenen Alters die Leitung des Ordens an ihn, Devadatta, zu übergeben. Buddha lehnte diesen Vorschlag entschieden ab. Vor versammelter Gemeinschaft wies er Devadatta scharf zurecht: „Nicht einmal Sāriputta oder Moggallāna würde ich die Gemeinschaft anvertrauen. Wie könnte ich da dir, einem Elenden, der wie ausgespuckter Speichel auszustoßen ist, die Führung überlassen?“ (Book of the Discipline (Vinaya-Pitaka), Vol V (Cullavagga)). Diese Worte – der Buddha bezeichnete Devadatta öffentlich als „auszustoßenden Spuckauswurf“ – kränkten Devadatta zutiefst (Book of the Discipline (Vinaya-Pitaka), Vol V (Cullavagga)). Voll Zorn und Beschämung verneigte er sich zwar noch formell, verließ dann aber sofort den Buddha. Von diesem Moment an hegte Devadatta offenen Groll gegen den Erhabenen, was im Kanon als der erste Augenblick von Devadattas Feindschaft bezeichnet wird (Book of the Discipline (Vinaya-Pitaka), Vol V (Cullavagga)).
In der Folge plante Devadatta mehrfach, den Buddha zu töten. Eine Vinaya-Schilderung berichtet, wie Devadatta auf dem Geiergipfel (Gijjhakūṭa) einen großen Felsbrocken auf den vorübergehenden Buddha herabstürzte. Zwei zusammenstoßende Bergspitzen zertrümmerten zwar den herabrollenden Stein, doch ein abgesplittertes Fragment traf den Buddha am Fuß und brachte ihn zum Bluten (Book of the Discipline (Vinaya-Pitaka), Vol V (Cullavagga)). Darauf blickte der Buddha zu Devadatta auf und rügte ihn mit strengen Worten: „Du Narr, mit boshafter Absicht und Mordgedanken hast du das Blut des Wahrheitssuchers (Tathāgata) fließen lassen und damit großes unrechtes Verdienst (apuñña) angesammelt“ (Book of the Discipline (Vinaya-Pitaka), Vol V (Cullavagga)). Der Buddha erklärte den umstehenden Mönchen, dies sei die erste von Devadatta begangene Tat mit unmittelbar unvermeidlicher karmischer Vergeltung (ānantarika-kamma), weil er mit mörderischem Geist das Blut des Erwachten vergossen habe (Book of the Discipline (Vinaya-Pitaka), Vol V (Cullavagga)).
In einer weiteren Episode stiftete Devadatta die Elefantenwärter des Königs an, einen gefürchteten Kriegelefanten namens Nālāgiri betrunken zu machen und auf den Buddha loszulassen (Book of the Discipline (Vinaya-Pitaka), Vol V (Cullavagga)). Als der rasende Elefant auf der Straße auf den Buddha zupreschte, warnten erschrockene Mönche den Erhabenen. Doch der Buddha blieb gelassen und sagte: „Ein Buddha stirbt nicht durch einen Angriff“ (Book of the Discipline (Vinaya-Pitaka), Vol V (Cullavagga)) (Book of the Discipline (Vinaya-Pitaka), Vol V (Cullavagga)). Er erfüllte den Elefanten mit metta (liebender Güte) (Book of the Discipline (Vinaya-Pitaka), Vol V (Cullavagga)), worauf Nālāgiri abrupt zahm wurde: Er legte seinen Rüssel demütig zu Buddhas Füßen, ließ sich vom Erhabenen sanft über den Kopf streichen und zog sich schließlich zurück, ohne jemandem zu schaden (Book of the Discipline (Vinaya-Pitaka), Vol V (Cullavagga)). All diese fehlgeschlagenen Anschläge – ob durch Felssturz oder Kampfelefant – verdeutlichen die Tiefe von Devadattas Konflikt mit dem Buddha. Devadattas Motivation wird dabei klar auf negative Geisteszustände zurückgeführt: Eifersucht auf Buddhas Ansehen, Gier nach Macht und die Verbitterung darüber, vom Buddha nicht als Nachfolger anerkannt zu werden (Cullavagga, Khandaka 7, Chapter 2) (Book of the Discipline (Vinaya-Pitaka), Vol V (Cullavagga)). Diese Faktoren treiben ihn laut den Quellen zu seinen Taten.
Versuche, die buddhistische Gemeinschaft zu spalten
Devadattas folgenschwerste Unternehmung war sein Versuch, einen Teil der buddhistischen Gemeinschaft vom Buddha abzuspalten und eine eigene Sekte zu begründen. Um Anhänger zu gewinnen, präsentierte er sich als strenger Asket und kritisierte den Buddha implizit als zu nachgiebig. So trat Devadatta mit dem Vorschlag an den Buddha heran, fünf zusätzliche strenge Regeln (die „Fünf Punkte“) für alle Mönche verpflichtend zu machen (Book of the Discipline (Vinaya-Pitaka), Vol V (Cullavagga)). Diese fünf Forderungen lauteten den Texten zufolge: (1) Mönche sollten dauerhaft im Wald leben (und nie in bewohnten Gebieten übernachten), (2) nur von Almosen leben und Einladungen zu Mahlzeiten ausschlagen, (3) ausschließlich abgetragene Lumpengewänder (paṁsukūla) tragen statt angenommener neuer Roben, (4) unter freiem Himmel am Fuß eines Baumes wohnen (nicht in Klöstern oder Häusern) und (5) gänzlich auf Fisch und Fleisch verzichten (Book of the Discipline (Vinaya-Pitaka), Vol V (Cullavagga)). Der Buddha verweigerte jedoch seine Zustimmung, all dies zur allgemeinen Pflicht zu erheben. Er antwortete sinngemäß, wer immer wolle, könne freiwillig im Wald leben oder nur Almosen annehmen etc., doch er werde keine dieser Praktiken strikt vorschreiben (Book of the Discipline (Vinaya-Pitaka), Vol V (Cullavagga)). Insbesondere betonte er, Fleisch gelte – wie schon zuvor gelehrt – unter drei Voraussetzungen als „rein“ erlaubt, nämlich wenn es nicht eigens für den Mönch geschlachtet wurde oder man es weder gesehen, gehört noch vermutet hat (Book of the Discipline (Vinaya-Pitaka), Vol V (Cullavagga)). Das permanente Schlafen im Freien gestattete der Buddha nur für acht Monate im Jahr (nicht während der ganzen Regenzeit) (Book of the Discipline (Vinaya-Pitaka), Vol V (Cullavagga)).
Devadatta freute sich insgeheim über Buddhas ablehnende Haltung, denn sie lieferte ihm einen willkommenen Vorwand, Anhänger auf seine Seite zu ziehen (Book of the Discipline (Vinaya-Pitaka), Vol V (Cullavagga)). Er verkündete nun öffentlich, der Meister Gotama lehne die wirklich strenge Askese ab, während er, Devadatta, diese hohen Ideale verkörpere. Wörtlich heißt es, Devadatta habe den Leuten gepredigt: „Wir sind zum Asketen Gotama gegangen und haben um fünf Regeln gebeten … Der Gotama erlaubt sie nicht, wir aber leben gemäß dieser fünf Punkte“ (Book of the Discipline (Vinaya-Pitaka), Vol V (Cullavagga)). Durch solche Worte stellte er den Buddha als zu genussfreundlich und sich selbst als tugendhaften Reformer hin. Einige „torhafte, wenig gläubige“ Menschen ließen sich von Devadatta überzeugen – sie bewunderten die Strenge der Sakya-Mönche um Devadatta und meinten, der Buddha strebe Bequemlichkeit an (Book of the Discipline (Vinaya-Pitaka), Vol V (Cullavagga)). Die weisen, gläubigen Leute jedoch verurteilten Devadattas Verhalten und verbreiteten kritisch: „Wie kann Devadatta nur eine Spaltung der Gemeinschaft des Buddha vorantreiben?“ (Book of the Discipline (Vinaya-Pitaka), Vol V (Cullavagga)). Auch viele Mönche waren empört, denn der Buddha hatte ausdrücklich vor der Sünde gewarnt, eine Eintracht zu zerbrechen (Book of the Discipline (Vinaya-Pitaka), Vol V (Cullavagga)).
Ungeachtet der Warnungen führte Devadatta schließlich eine förmliche Spaltung (Sanghabheda) herbei. Am Uposatha-Tag (Vollmondtag zur Ordensversammlung) erhob er sich und rief zur Abstimmung auf: Alle Mönche, die seine „fünf Punkte“ befürworteten, sollten ein Abstimmungsplättchen nehmen (Cullavagga, Khandaka 7, Chapter 4). Mit dieser Aktion trennte Devadatta die Gemeinschaft: Er verließ Rājagaha und zog sich mit 500 neu ordinierten Mönchen nach Gayāsīsa (Gaya Head) zurück (Cullavagga, Khandaka 7, Chapter 4), wo sie fortan eigene Zusammenkünfte abhielten. Der Buddha erklärte, Devadatta habe einen vereinten Orden auseinandergerissen – eine äußerst schwere Verfehlung. Wörtlich mahnte er ihn noch zuvor: „Genug, Devadatta, sorge nicht für eine Spaltung im Orden, denn eine Spaltung der Gemeinschaft ist etwas Schwerwiegendes. Wer einen einigen Orden spaltet, der schafft sich ein Verdienst, das für ein Zeitalter (kappa) zum Unheil gereicht – er wird dafür ein Äon lang in der Hölle gekocht“ (Book of the Discipline (Vinaya-Pitaka), Vol V (Cullavagga)). Devadatta schlug diese Ermahnung in den Wind. Er verkündete gegenüber Ānanda trotzig, von diesem Tag an werde er „in Gegensatz zum Meister und zum Orden eigene Versammlungen und Handlungen des Ordens durchführen“ (Book of the Discipline (Vinaya-Pitaka), Vol V (Cullavagga)). Ānanda berichtete dem Buddha: „Devadatta, o Herr, sagte, dass er ab heute formelle Akte des Ordens getrennt (von Euch) vollziehen werde… Heute, o Herr, wird Devadatta den Orden spalten“ (Book of the Discipline (Vinaya-Pitaka), Vol V (Cullavagga)). Damit war die Sezession offiziell.
Der Buddha blieb jedoch nicht untätig. Aus Mitgefühl für die in die Irre geführten Mönche sandte er seine beiden Hauptschüler Sāriputta und Moggallāna nach Gayāsīsa, um Devadattas Gefolge zur Vernunft zu bringen (Cullavagga, Khandaka 7, Chapter 4). Devadatta wähnte arglos, die zwei berühmten Theras kämen, um sich ihm anzuschließen, und begrüßte sie erfreut vor den versammelten Mönchen (Cullavagga, Khandaka 7, Chapter 4). Er bot Sāriputta einen Ehrensitz an und predigte dann bis spät in die Nacht, bevor er ermattet einschlief (Cullavagga, Khandaka 7, Chapter 4) (Cullavagga, Khandaka 7, Chapter 4). In Devadattas Schlafpause ergriffen Sāriputta und Moggallāna die Gelegenheit: Sie lehrten die zurückgebliebenen 500 Mönche den wahren Dhamma und öffneten ihnen die Augen (Cullavagga, Khandaka 7, Chapter 4). Noch in derselben Nacht erlangten all diese Mönche die „reinliche Schau der Wahrheit“ (d. h. erstes Bodhi-Verständnis) und entschieden sich, reumütig zum Buddha zurückzukehren (Cullavagga, Khandaka 7, Chapter 4) (Cullavagga, Khandaka 7, Chapter 4). Sāriputta und Moggallāna brachen daraufhin mit den 500 Geläuterten nach Rājagaha auf (Cullavagga, Khandaka 7, Chapter 4). Derweil weckte Devadattas Gefährte Kokālika den schlafenden Devadatta und rief: „Steh auf, Freund! Sāriputta und Moggallāna haben deine Bhikkhus fortgeführt!“ (Cullavagga, Khandaka 7, Chapter 4). Als Devadatta begriff, was geschehen war, spuckte er heißes Blut – vor Empörung und Schock brach er blut hustend zusammen (Cullavagga, Khandaka 7, Chapter 4). Bald darauf verfiel Devadatta in schwere Krankheit infolge seines gescheiterten Umsturzversuchs.
Die kanonischen Berichte enden damit, dass Devadatta für seine Taten ihre karmische Strafe empfängt. Schwer gezeichnet soll er gegen Lebensende noch den Wunsch geäußert haben, den Buddha zu sehen und um Vergebung zu bitten. Doch auf dem Weg nach Jetavana wurde er der Legende nach von der Erde verschlungen: Er sank am Ufer eines Teichs lebendig in den Boden ein und stürzte direkt in den Avīci-Höllenabgrund (Devadatta). Damit fand Devadattas Revolte ein abruptes, tragisches Ende. Im ersten Buddhistenkonzil nach Buddhas Tod wurden Devadattas separat durchgeführte Ordinationsakte für ungültig erklärt, und die Spaltung war endgültig überwunden – Devadattas Name blieb jedoch als Synonym für Zwietracht in der Sangha bestehen.
Symbolische und spirituelle Bedeutung
Die Gestalt Devadattas wird in der buddhistischen Tradition symbolträchtig interpretiert. Seine Geschichte dient als warnendes Beispiel für die verheerenden Auswirkungen von Gier, Egoismus und Ehrgeiz selbst innerhalb einer spirituellen Gemeinschaft. Insbesondere das von ihm verursachte Schisma gilt als äußerst gravierendes Fehlverhalten. Der Buddha selbst betonte die spirituelle Tragweite von Devadattas Tat: Einen geeinten Orden zu spalten führe zu „Verdienst, das für ein Weltzeitalter ins Unheil geht“ – sprich zu karmischer Verdammnis auf Äonen – und bedeute, für diese gesamte Zeit in der Hölle zu schmoren (Book of the Discipline (Vinaya-Pitaka), Vol V (Cullavagga)). Devadatta verkörpert also die Gefahr der inneren Feinde des Dhamma: Stolz, Neid und Machtstreben können sogar einen nahen Verwandten und Schüler des Buddha vom rechten Weg abbringen und Unfrieden stiften. Seine Person steht paradigmatisch für jene Kräfte, die die Harmonie der Sangha von innen heraus zerstören können – eine Mahnung, dass selbst Mönche nicht immun gegen Versuchungen des Ego sind.
Zugleich lässt sich aus der Überlieferung eine positive Lehre ziehen: Der Umgang des Buddha mit Devadatta demonstriert Geduld, Entschlossenheit und Fürsorge für die Gemeinschaft. Obwohl Devadatta ihm nach dem Leben trachtete, reagierte der Buddha nicht mit Vergeltung, sondern mit klarer Abgrenzung und zugleich mitfühlender Sorge um die irregeleiteten Mönche (er sandte Sāriputta und Moggallāna, um sie zu retten). Die Rückkehr der 500 Anhänger symbolisiert die letztliche Überwindung von Spaltung durch wahre Lehre und Eintracht. In den Kommentaren wird betont, dass Devadattas Feindschaft zum Buddha tief verwurzelte karmische Ursachen hatte: Seine Gegnerschaft habe sich über viele frühere Existenzen hinweg aufgebaut (Devadatta). So zeigen zahlreiche Jātaka-Erzählungen den Bodhisatta (den Buddha in früheren Leben) und Devadatta immer wieder in Konfrontation – oft als tugendhaften Protagonisten und neidischen Widersacher. Dieses Muster wiederholt sich schließlich im letzten Leben, was Devadatta in den Augen der Tradition zum Inbegriff des erneuten Widersachers macht (Devadatta). Seine permanente Rivalität spiegelt symbolisch die kontinuierliche Herausforderung, die negative Kräfte gegenüber dem Guten darstellen.
Interessanterweise kennt die buddhistische Lehre trotz aller Verdammung Devadattas auch einen Aspekt der letztendlichen Erlösung. Devadatta mag aufgrund seiner Taten direkt in den tiefsten Höllenzustand (Avīci) gestürzt sein, doch wird in den Kommentaren prophezeit, dass er nach unvorstellbar langer Sühne schließlich als Paccekabuddha (Alleinselbst-Erleuchteter) wieder erscheinen wird (Devadatta). So heißt es, nach 100.000 Weltäonen in Avīci werde Devadatta als ein Paccekabuddha namens Atthissara wiedergeboren (Devadatta). Diese bemerkenswerte Wendung unterstreicht ein zentrales Prinzip der buddhistischen Heilsperspektive: Kein Wesen ist für alle Ewigkeit verloren. Selbst ein schwerer Sünder wie Devadatta hat – nach Ausreifen der bitteren Kammavipāka (Karma-Früchte) – die Chance, schließlich doch noch Nirvana zu erlangen. In der Theravāda-Tradition wird Devadatta daher weniger als absolut Böses gesehen, sondern als Beispiel dafür, wie falsche Motive unermessliches Leid nach sich ziehen, am Ende aber Läuterung möglich bleibt.
Fazit und Interpretation
Devadattas Rolle in der buddhistischen Überlieferung symbolisiert die internen Gefahren, denen eine spirituelle Bewegung ausgesetzt sein kann. Er steht für die Dynamik von Machtstreben und Eifersucht innerhalb der Sangha – jene Kräfte, die nicht von außen, sondern aus den Herzen der Mitglieder selbst kommen. In ihm personifiziert sich der Verfall eines Dharma-Schülers durch ungezügeltes Ego: vom ehrgeizigen Rivalen, der die Autorität des Meisters anzweifelt, bis zum Sektierer, der die Gemeinschaft spaltet. Damit verkörpert Devadatta gewissermaßen den „Schatten“ der buddhistischen Gemeinschaft. Durch diesen Gegenpol treten die Ideale des Buddha umso deutlicher hervor: Die Geschichte zeigt den Wert von Bescheidenheit, Loyalität und Eintracht. Buddha begegnete Devadattas Angriffen ohne Hass – stattdessen mit unbeirrbarer Festigkeit in der Sache und Mitgefühl für die irregeführten Mönche. Sāriputta und Moggallāna handeln im Auftrag des Buddha als Einheit stiftende Kräfte und führen die vom Weg Abgekommenen zurück.
In tieferer Hinsicht lehrt uns Devadattas Schicksal mehrere Lektionen. Erstens: Spiritueller Stolz und Gier nach Einfluss sind verhängnisvoll – besonders, wenn sie unter dem Deckmantel falscher Frömmigkeit auftreten. Devadatta versuchte, sich als strenger Asket über den Buddha zu erheben, doch gerade dieser Hochmut brachte ihn zu Fall. Zweitens: Die Einheit der Gemeinschaft ist ein hohes Gut. Devadattas Spaltungsversuch wird im Kanon als beispielloses Unheil verurteilt, das selbst für einen Buddha großen Kummer bedeuten konnte (Book of the Discipline (Vinaya-Pitaka), Vol V (Cullavagga)). Drittens: Wahre Lehre und Integrität setzen sich letztlich durch. Trotz zeitweiliger Verwirrung kehrten Devadattas Anhänger zur Einsicht zurück, und die Sangha wurde gereinigt und gestärkt. Schließlich vermittelt Devadattas Geschichte – trotz ihres dramatischen Verlaufs – auch Hoffnung: Sie impliziert, dass Wandel zum Guten prinzipiell immer möglich ist. Mag die Vergeltung für schwere Übeltaten auch hart und lang sein, das Licht des Dhamma steht letztlich allen Wesen offen. So erinnert uns Devadatta daran, sowohl wachsam vor zerstörerischen Tendenzen zu sein, als auch an die transformative Kraft des Buddha-Dhamma zu glauben, durch die selbst der „Erzfeind“ des Buddha irgendwann Läuterung finden kann.
Quellen: Die obigen Ausführungen stützen sich ausschließlich auf Texte des Pāli-Kanons und seine autoritativen Kommentare. Alle Zitate und Angaben sind den originalen Vinaya- und Sutta-Texten entnommen (insbesondere dem Cullavagga der Vinaya Piṭaka) sowie den traditionellen Atthakatha-Kommentaren, welche die Lebensgeschichte des Buddha und seiner Schüler überliefern (Book of the Discipline (Vinaya-Pitaka), Vol V (Cullavagga)) (Book of the Discipline (Vinaya-Pitaka), Vol V (Cullavagga)) (Book of the Discipline (Vinaya-Pitaka), Vol V (Cullavagga)) (Devadatta). Diese primären Quellen zeichnen ein vielschichtiges Bild Devadattas als historischer Person und symbolischer Figur der buddhistischen Lehre.